Bildung.

Bessere Bildung ist der Grund, warum ich mich überhaupt politisch zu engagieren begonnen habe. Sie ist zweifellos der Schlüssel zur Lösung sehr vieler Probleme, aber vor allem auch die Grundlage für eine funktionierende Gesellschaft. Dieser Beitrag soll einige Highlights zum Zukunftsthema Nummer eins behandeln.

Fangen wir ausnahmsweise einmal bei den Berufsschulen und der Lehre an. Die duale Ausbildung ist ein Erfolgsmodell. Ganze zwölf Medaillen und insgesamt die siebenterfolgreichste Nation beim Fachkräftewettbewerb “Worldskills” in Kazan Ende August sprechen eine eindeutige Sprache. Hier sind wir wettbewerbsfähig. Das ist aber kein Grund sich auszuruhen, denn so einiges kann noch verbessert werden: Lehre mit Matura muss etwa ein vollwertiger und anerkannter Schulzweig werden. Derzeit fristet diese Variante leider noch immer ein Schattendasein. Wir brauchen hier keine großen finanziellen Mittel sondern vielmehr ein Bewusstsein für das Thema und den Willen diese Variante so zu ermöglichen. Durch clevere Kooperationen von bestehenden Bildungseinrichtungen – z.B. Berufsschule und AHS – kann das grundsätzlich funktionieren, ohne groß Geld in die Hand nehmen zu müssen. Wir sollten diese Möglichkeit als vollwertigen Schulzweig etablieren und vor allem Eltern über die Vorteile informieren. Denn so kann man Fachkraft sein, dazwischen z.B. auch eine Zeit lang arbeiten und hat gleichzeitig die Perspektive, später auch studieren zu können. Dass es neue Lehrberufe braucht, die auch der Nachfrage am Arbeitsmarkt entsprechen, habe ich im Blog zu Digitalisierung bereits erwähnt.

Bildung Kinder

Auch die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen sind gut aufgestellt. Ob HTL, HAK, BAFEP, HLW mit diversen Spezialisierungen oder die Zentrallehranstalten – sie alle funktionieren grundsätzlich gut. Auch die Langform der AHS ist eine sinnvolle und nicht zu unterschätzende Bildungseinrichtung. Lehrpläne updaten, sinnvollere Lehrerweiterbildungen, ernsthaftes Qualitätsmanagement bzw. Feedbackkultur und einzelne Nachbesserungen bei der Infrastruktur an vielen Standorten, gehören allerdings durchgeführt. Die Zentralmatura war grundsätzlich ein richtiger Schritt, der in der Ausführung aber von großen Mängeln begleitet wurde. Einige haben wir – bei Mathematik – bereits korrigiert. Andere Punkte gibt es noch zu verbessern. Dabei sollte eine Zusammenarbeit mit den Schulpartnern stattfinden. Anders sieht es bei der neuen Oberstufe aus. Diese ist meiner Meinung nach ein bis zur Unkenntlichkeit zusammengekürztes Modulsystem. Hier müssen wir entweder das notwendige Geld in die Hand nehmen und ein richtiges Modulsystem einführen, oder wir geben diese Idee auf.

Die, meiner Meinung nach, großen Problemfelder der Bildungspolitik finden sich aber in der Volksschule und der Sekundarstufe I. Im urbanen Raum müssen wir es schaffen, dass dort neben all den sozialen Konflikten, die im Schulalltag auftreten, überhaupt noch unterrichtet werden kann. Die Einführung der Deutschförderklassen war richtig und Tests zur Sprachstandsfeststellung wichtig, um endlich verlässliches Datenmaterial zu haben, wie es um die Deutschkenntnisse unser Schüler tatsächlich aussieht. Ein weiteres Problem ist die Schulsozialarbeit, die in die Zuständigkeit der Länder und Gemeinden fällt. Hier gibt es vom Psychagogen bis zum Schularzt viel zu viele unterschiedliche Funktionen. Unser Ziel muss es sein, klare und einheitliche Definitionen zu schaffen, wer welche Aufgaben und Zuständigkeiten inne hat. Dazu gehört auch eine klare Vereinbarung zwischen den Ländern und dem Bund, die nicht getragen ist von Parteipolitik. Städte werden hier besondere Unterstützung brauchen, denn dort sind die Probleme wesentlich größer als anderswo.

Im Bildungsministerium läuft derzeit eine große Lehrplanreform für die Schulstufen 1 – 8. Diese ist zu unterstützen und muss weiter verfolgt werden. Dabei müssen auch die Themen Demokratiebildung und Medienkompetenz unbedingt eine Rolle spielen. Auch wirtschaftliche Bildung im Sinne von Allgemeinbildung – was sie in Zeiten von Sofortkrediten, “Null-Prozent-Finanzierungen” und einer immer höheren Privatverschuldung sicher ist – sollte Einzug in die Lehrpläne finden. Mehr dazu in einem der kommenden Blogbeiträge.

Vergessen dürfen wir auch nicht, dass der Kindergarten ebenso eine Bildungseinrichtung ist. Ein zweites verpflichtendes Kindergartenjahr – für alle, die es brauchen (das gilt es genau zu definieren) – wurde im letzten Regierungsprogramm festgeschrieben. Das ist sinnvoll.

Zwischenbild Bildung

Es müssen auch die Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Kindergärten und Volksschulen keine Parallelwelten sind, sondern miteinander kommunizieren und Informationen austauschen. Im Kindergarten beispielsweise festzustellen wie gut ein Kind die Sprache kann, diese Dokumentation aber nicht weitergeben zu dürfen, führt dazu, dass die Volksschule hier wieder bei null beginnt. Das ist hochgradig sinnlos. Die Ausbildung von Kindergartenhelfern muss darüber hinaus besser werden. Die Qualitätsprobleme bei Kindergärten in Wien sind ja mittlerweile allgemein bekannt.

Zum Schluss möchte ich auch noch ein Randthema anbringen und zwar internationale Schulen und Erasmus für Schüler. In Wien gibt es etwa schon eine International School, das Lycée Français oder die Danube International School. Diese sind zwar ein Minderheitenprogramm, aber ein wichtiger Standortfaktor – speziell wenn man internationale Unternehmen und Institutionen in der Stadt ansiedeln möchte. In diesem Angebot fehlt uns eine Europaschule. Dieses Schulmodell, entstanden als “EU-Beamten-Schule”, ist mittlerweile etabliert und in diesen Kreisen nachgefragt. Wir sind eines der wenigen Länder ohne solch eine Schule. Hätten wir ein solches Angebot, wären die EU-Arzneimittelagentur oder die EU-Bankenaufsicht vielleicht doch in Wien ansässig geworden und wir wären nicht in der ersten Runde bei der Bewerbung ausgeschieden. Auch können Europaschulen, mit ihrem pädagogischen Konzept, eine interessante Ergänzung zum österreichischen Schulsystem sein. Die Mittel von Erasmus wurden während unserer Ratspräsidentschaft – verhandelt von Heinz Faßmann – verdoppelt. Das betrifft auch Schüleraustauschprogramme. Das ist zwar schwer skalierbar, aber eine sinnvolle Ergänzung für all jene, die möchten.

In diesem Wahlkampf steht Bildungspolitik nicht im Zentrum des Interesses. Geben wir diesem Thema gemeinsam die Aufmerksamkeit, die es verdient. Ich würde das auch gerne nach dem 29. September weiterhin tun.