Digitalisierung.

Der Begriff “Digitalisierung” ist im politischen Diskurs omnipräsent und deswegen können ihn viele nicht mehr hören. Nichtsdestotrotz müssen wir über dieses Thema reden und die massiven Veränderungen die sie mit sich bringt ganz vorne auf die Agenda setzen. Die digitalen, technologischen Entwicklungen haben nämlich Auswirkungen auf so gut wie alle Lebensbereiche. Und zwar jetzt schon.

Stichwort Arbeitsmarkt: Die Verdrängung der menschlichen Arbeitskraft durch Roboter oder Software schreitet unaufhaltsam voran. Die schnellen Fortschritte bei künstlicher Intelligenz tun ihr übriges dazu. Pflegeroboter oder selbstfahrende Autos: Das sind keine Utopien mehr, sondern sind in greifbarer Nähe. Damit gehen auch ganz massiv ethische Fragen einher. Überfährt das selbstfahrende Auto ein Reh oder weicht es doch aus und gefährdet damit womöglich die Insassen? Und das ist noch ein harmloses Beispiel. Daher brauchen wir – ähnlich der Bioethikkommission– eine Einrichtung die in Fragen der KI ethische Fragen aufbereitet und hier koordinativ tätig wird. Klar ist, die Technik muss den Menschen dienen und nicht umgekehrt.

Eine vernünftige digitale Infrastruktur gehört mittlerweile zu den zentralen Pfeilern in puncto Wettbewerbsfähigkeit. Ohne Zweifel brauchen wir hier ein flächendeckendes Breitbandnetz. Das wird auch zunehmend eine Überlebensfrage für den ländlichen Raum. Gibt es in einer Region keine ausreichend gute Internetverbindung siedeln durchaus Unternehmen ab und neue kommen erst gar nicht. So wird der Trend der Urbanisierung noch weiter verstärkt anstatt abgeschwächt. 75 Prozent der österreichischen Privat- und Firmenhaushalte verfügen über einen Glasfaseranschluss. Aber das ist immer noch zu wenig. Dazu kommt, dass es mittlerweile bereits den neuen Mobilfunkstandard 5G gibt. Nehmen wir hier eine Vorreiterrolle ein, können wir als Wirtschaftsstandort international konkurrenzfähig bleiben und für Tech-Firmen und Start-Ups als Standort interessant sein. Seit 2017 gab es erstmals ein eigenes Ministerium für Digitalisierung, das war ein guter Schritt. Der “Masterplan Digitalisierung” – der all diese Punkte beinhaltet – wurde dort akribisch erarbeitet. Wir möchten diesen in einer nächsten Regierung finalisieren und umsetzen.

Homeoffice

Auch der Bildungsbereich muss hier Schritt halten. Im Jahr 2019 muss es eine Selbstverständlichkeit sein, dass jede Schule ein vernünftiges Netzwerk und WLAN sowie die notwendige Hardware hat. Das wird nicht ohne ausreichend Geld gehen, für diese Investitionen setzen wir uns ein. Auch inhaltlich muss die Schule fit werden. Derzeit werden alle Lehrpläne für die Primarstufe und Sekundarstufe 1 komplett überarbeitet. Digitale Bildung ist hier ein großes Thema und auch schon seit letztem Schuljahr integriert. Lehrberufe müssen grundsätzlich überdacht werden. Die letzte Bundesregierung hat hier bereits mit den Lehrberufen “Applikationsentwicklung-Coding”und  “Informationstechnologie”zwei gute Ausbildungsvarianten geschaffen. Auch Videoschnitt und Bildbearbeitung soll ein Lehrberuf werden. Das Erfolgsmodell HTL muss dahingehende ausgebaut werden. Gerade Frauen müssen in technischen Fächern gefördert werden um Ausbildungsmöglichkeiten und Berufe im technologischen Bereich für eben diese zu attraktivieren. Auch eine Anpassung der Lehrerausbildung an diese Gegebenheiten und flächendeckende Fortbildung stehen auf unserer Agenda.

Durch die zusätzliche Universitäts-Milliarde im letzten Budget können in nachgefragten Studien nun mehr Studienplätze angeboten werden und Unis sollen mit diesen Mitteln auch für Forschung im Bereich Digitalisierung intensivieren. Es ist auch längst überfällig, dass Streamingangebote von Lehrveranstaltungen stärker ausgebaut werden, um Vorlesungen wesentlich flexibler folgen zu können. Auch das ist mit den Mitteln möglich. Die Rahmenbedingungen haben wir also deutlich verbessert, jetzt sind die Unis im Rahmen ihrer Autonomie am Zug diese mit Leben zu füllen.

Erledigen wir all diese Hausaufgaben, brauchen wir uns vor der digitalen Revolution nicht fürchten, sondern können von ihr profitieren. Wie beschrieben, haben wir einige Dinge auf Schiene gebracht, daran möchten wir in einer neuen Bundesregierung weiterarbeiten.

Digitalisierung

Gerade als Abgeordneter möchte ich aber auf ein spannungsfeld aufmerksam machen: Demokratie in einer digitalen Welt. Hybride Kriegsführung per Chatbots um Wahlen in anderen Ländern zu beeinflussen ist längst kein Tabu mehr, Fake News fast schon die Regel. Wir brauchen hier klare Regeln, bessere politische und mediale Bildung an den Schulen und müssen auf der anderen Seite die Chancen der digitalen Welt für die Demokratie begreifen und nutzen. Ob sinnvolle Bürgerbeteiligungstools auf kommunaler Ebene oder tatsächlich E-Voting wie in Estland und der Schweiz. Hier muss Österreich lernen und nachziehen, denn je niederschwelliger unsere Partizipationsmöglichkeiten sind, desto besser für die Demokratie.

Es ist nicht zu spät, wir können all das bewerkstelligen, da bin ich mehr als zuversichtlich. Ich glaube gerade bei diesem Thema schadet es nicht, wenn junge Abgeordnete das Heft in die Hand nehmen, ihre Sozialisierung als digitale Natives nutzen um ein Bewusstsein für die Probleme unserer Zeit zu schaffen. Das möchte ich auch gerne nach dem 29. September weiterhin tun.